In nur drei Stunden mit 6-7kn, zwei Reffs im Groß, und verkleinerter Genua sausen wir von Dominica zu den Iles des Saintes. Nach 19 Seemeilen sind wir auf einmal in einer ganz anderen Welt, Europa pur. Ein bisschen Wehmut ist schon dabei, es hat uns in Dominica so gut gefallen!
„Der Zuckerhut“, ein vorgelagerter Felsen bei der Ansteuerung von Terre-de-Haute
Die Saintes, kleine Inselchen auf dem Weg Richtung Norden, gehören zur nächstgrößeren Insel Guadeloupe und somit zu Frankreich, Euroland mit Baguette, Croissants und café au lait. Die Handys funktionieren wieder. Wir machen die Muktuk fest in der Bucht vor dem Örtchen Bourg auf Terre de Haut. Hier gibt es ordentlich gewartete Bojen, in Reih und Glied hängen die Schiffe daran. So passen viel mehr Boote in die Bucht und Ärger mit übereinanderliegenden Ankern kann vermieden werden.
Eine Hauptstraße mit vielen Geschäften, Kleider, Postkarten, Kunsthandwerk, dann eine Bäckerei, ein Café und etliche Restaurants mit handgeschriebenen Tafeln, die Menüs klingen wie in Frankreich, mit ein paar lokalen Gerichten und Zutaten angereichert. Wir gehen auch gleich am ersten Abend aus, essen köstlich in einem kleinen Lokal am Strand, poisson cru, roher Fisch, mariniert in Kokosmilch und Ananas, danach ein Fischfilet mit Passionsfrucht in der Sauce. Und zum Nachtisch gibt es creme caramel und flan coco. Besser könnten wir es in Paris nicht treffen!
Hellrote Ziegeldächer, Häuser in bunten Farben, alle Pastellfarben miteinander kombiniert, mit hübschen Fensterläden und Holzverzierungen an den Dachfirsten, gepflegte Gärten mit vielen Blumen, dahinter ein paar bewaldete Hügel.
Überall hört man Französisch sprechen, Touristen und Einheimische sind kaum zu unterscheiden, da die Insel nie von Sklaven bewohnt war, auch stammen die meisten Bewohner aus Frankreich.
Wir lesen, dass jährlich 120.000 Touristen die Insel besuchen, die allermeisten werden morgens von etlichen Fähren von Guadeloupe her kommend ausgespuckt und am Abend gegen 17:00h wieder eingesammelt. Man kann Mopeds mieten oder offene Elektroautos und damit die paar Wege abfahren, zu kleinen malerischen Stränden tuckern.
Kein Wunder also, dass wir hier auf unser „Bon jour“ oder „Bon soir“ kaum einmal eine Antwort bekommen, selbst wenn wir abends durch den Ort gehen, an den Gruppen von meist Männern vorbei, die sich zu einer Plauschrunde zusammenfinden. Das ist ungewohnt nach den Wochen auf Dominica, wo wir mit so viel Neugier, Offenheit und Vertraulichkeit begrüßt und angesprochen wurden.
Am nächsten Tag nehmen wir uns den höchsten Berg mit seinen 340m vor, im Reiseführer wird Kondition dafür empfohlen, und die braucht man, allerdings nur, weil es brüllend heiß ist und das letzte Stück des Weges in der prallen Sonne liegt. Davor im Wald gibt es viel zu bestaunen, ein Leguan am Wegesrand, der gemütlich an Blättern zupft, wieder viele exotische Pflanzen, blühende Sträucher, ab und zu ein Kaktus.
Beim Aussichtsturm weht ein kühlender Wind und wir haben eine wunderschöne Aussicht auf die kleinen Buchten, können uns eine Vorstellung von den Ausmaßen Insel machen, die wirklich nicht groß ist und in der Ferne sehen wir Guadeloupe, Marie Galante und Dominica.
Der Rückweg führt auf der Westseite runter, buchstäblich über Stock und Stein, mit unseren Wandersandalen müssen wir sehr aufpassen. Wilde Ziegen laufen uns über den Weg, und immer mal wieder ein Einsiedlerkrebs in einem schönen Schneckenhaus. Ganz schön weit nach oben sind die gekraxelt! Andreas nimmt einen hoch, der brummt ganz ärgerlich über die Störung, bleibt dann aber wieder faul liegen. Die anderen sind so flink und laufen im Nu wieder weg.
Weiter unten sehen wir Wasser durch die Bäume schimmern, die kleine Bucht Crawen ist ausgeschildert, wir springen schnell mal ins Meer, bevor wir am Ufer entlang zurück zum Ort gehen.