Montag Abend. Tagsüber waren wir recht ordentlich vorangekommen, der Meilenzähler war auf 420sm bis zum Ansteuerungspunkt im Norden Dominicas heruntergetackert. Schaffen wir die 400 noch vor Mitternacht? Mal sehen.
Doch dann ist der Wind mit einmal weg. Wir dümpeln am Abend, wir dümpeln in der Nacht. Die Segel bleiben gesetzt, weil wir auf den nächsten Hauch Wind warten, also schlagen die Segel und lassen uns nicht schlafen. Die Windsteuerung hat zu wenig Kraft, das Boot auf Kurs zu halten, die Segel stehen back. Der Autopilot wird eingeschaltet, aber auch der quirlt ohne Fahrt nur die Ruderblätter im Wasser herum. Das Schiff dreht Kreise.
Dienstag früh 410sm. Dienstag mittag 406sm. Fahrt 1kn, wahrschinlich das meiste davon Strömung, die uns gemächlich nach Westen setzt. Die Sonne knallt vom Himmel, wir legen Handtücher und Laken über die Luken, damit es unter Deck erträglich bleibt. Morgens gehen wir baden. Die See wird so glatt, dass sich die Wölkchen darin spiegeln. Leichte Wellen sind noch da, aber kein Windgekräusel. Ententeich.
Am Nachmittag dann der Besuch. Erst ein heller Reflex unter Wasser, 20 Meter an steuerbord voraus, dann taucht er auf: ein kleiner, etwa 4 Meter langer Wal begeitet uns. Schwimmt träge vor unserem Bug hin und her, meist ein paar Meter unter Wasser, ab und zu taucht er prustend auf. Oben dunkel, fast schwarz, Bauchseite weiss, eine kleine Rückenflosse und eine schöne Fluke – wir wissen leider nicht, was für eine Sorte es ist.
Die Gelegenheit ist fast zu schön um wahr zu sein: kaum Fahrt durchs Wasser, ruhige See, Begleitwal – also schnell die Flossen, Schnorchel und Unterwasserkamera gepackt, Badeleiter runtergeklappt, Sicherungsleine ausgebracht und ab ins Wasser. Erst ich, dann Birgit gehen auf Tuchfühlung mit dem Wal. Bis auf ein paar Meter können wir heranschwimmen, bestaunen seine lässige Eleganz, mit der er sich durchs Wasser bewegt. Horizontal, dann wieder fast senkrecht stehend, dreht sich um seine Achse, taucht zum Luftholen auf. Wir können uns kaum sattsehen. So nah sind wir einem Wal noch nie gekommen, noch dazu in seinem eigenen Element.
Die 400sm haben wir dann erst am Dienstag Abend geknackt, und heute mittag waren es auch noch nicht viel weniger. Aber jetzt kommen uns die Batterien zu Hilfe. Die wollen nämlich dringend mal wieder richtig vollgeladen werden, deswegen müssen wir den Motor anwerfen, und – na ja – da unterbrechen wir das Dümpeln gerne mal für ein paar Stunden und machen ein paar Meilen unter Maschine.
PS: Hier die Liste der Kalauer, die es trotz großer Verlockung nicht in diesen Blogeintrag geschafft haben: Trotz mangelnder Walpflicht lag die Walbeteiligung bei 100%. Und bevor Capt’n Blaubär wieder mit seinen Lügengeschichten kommt: das Tier blieb freiwillig bei uns, Walbeobachter bestätigen, dass weder Walbetrug noch Walfälschung vorkamen, alle Walversprechen wurden eingelöst. Dann schwamm er fort in Richtung seiner Walheimat, wo er nun zusammen mit der ganzen Walverwandschaft in seiner Walkabine von den alten Zeiten plaudert, von der Zeit der Walkämpfe und vom Großvater, der jetzt in seiner Walurne ruht. Waleluja!
POS 17°40N 055°24W COG 255 SOG 5.6kn unter Maschine
Wow, die Walbegegnung klingt ja toll! Sobald ihr irgendwo mal WLAN habt, müsst ihr Bilder schicken! 🙂 Welche ihr schickt, da habt ihr ganz die Qual des Wals, aber wenn mehrere zur Auswahl sind, können wir ja anschließend hier den Walküren! 😉 Ähem… hüstel.