Dominica – Indian River

Biegung

Heute vor einer Woche haben wir in der Prince Rupert Bay, vor dem Örtchen Portsmouth, den Anker geworfen und manchmal kann ich es immer noch nicht glauben, dass wir wirklich in der Karibik angekommen sind. Das Wetter hat an den Weihnachtsfeiertagen auch nicht gerade dazu beigetragen: es hat geregnet und geregnet, mal feiner Sprühregen, mal Schauer, bei denen man innerhalb einer Minute völlig durchnässt war. Zwischendurch waren wir uns sicher, dass wir uns versegelt haben… Aber nun scheint seit gestern wieder ununterbrochen die Sonne und heute sind sogar die höheren Berge nicht mehr wolkenverhangen. Dieses intensive Grün ist beeindruckend.
Den Ort haben wir inzwischen schon etwas erkundet, uns mit den Menschen und der Stimmung vertraut gemacht. „Hello, how are you?“, „where are you guys from?“ werden wir sehr oft gefragt. Der Markt bietet einiges an frischem Obst und Gemüse, wir sind vor allem von den köstlichen Grapefruits angetan. Auch Gewürze, wie Zimtschalen, Muskatnüsse gibt es, dann Vieles, was wir noch nicht kennen und uns von Marianne zeigen lassen. Die Alternative zu den importierten Kartoffeln sind unterschiedliche Wurzeln, die ähnlich zubereitet werden können, und als Beilage zu Fisch und Fleisch dienen. Die Fischhalle ist meistens geschlossen, wenn aber ein Fischer mit seinem Fang hereinkommt, wird aufgesperrt, ein paar Mal in die Conch-Muschel geblasen, so dass alle in der Umgebung wissen, der Verkauf kann beginnen. Am Fischereisteg vor dem Markt gibt es eine Stelle, an der man nicht anlegen kann, denn darunter befindet sich im Wasser ein großer Käfig voller Langusten. Hierher kommen die Restaurantbesitzer und decken sich mit frischer Ware ein und auch wir konnten fürs Weihnachtsmenü zwei Stück erstehen. Gestern brachte ein Fischer neue Langusten, einige Säcke hob er aus dem Boot und daraus purzelten und krochen sie zu Dutzenden heraus, bevor sie in den Käfig geworfen wurden. Ein tolles Schauspiel!
Hier auf der Insel gibt es eine Gruppe von jungen Männern, die sich in einem Verein namens PAYS zusammen geschlossen haben. Sie teilen sich den Service für die ankommenden Segelyachten auf, so dass man immer einen festen Ansprechpartner hat. Sie organisieren Wasser von der Boje, Kontakte zu örtlichen Mechanikern für Reparaturen, sind zertifizierte Guides und bieten Ausflüge an und sorgen auch für die Sicherheit in der Bucht.

Bluete

Für uns zuständig ist Alexis, mit ihm waren wir gestern auf dem Indian River unterwegs. Seit 1995 ist dieser Fluss ein Naturschutzgebiet, wird sehr sauber gehalten, und es darf nicht mehr geangelt werden. Durch den Regen der letzten Tage war das Wasser schlammig und aufgewühlt, sonst hätten wir sogar bis auf den Grund sehen und Fische beobachten können. Alexis schaltete den Motor aus, auch ein Zugeständnis an den Umweltschutz, setzte sich an den Bug und ruderte flussaufwärts und erzählte dabei viel, machte uns aufmerksam auf die einzelnen Tiere und Pflanzen: die Mangroven und die Blutbäume bilden am Ufer mit ihren Wurzeln eine wilde Landschaft, bei Regenzeit stehen sie unter Wasser, dazwischen huscht eine Krabbe in ihr Loch, rote Spinnenkrebse halten sich an den Wurzeln fest. Ein einsamer grauer Reiher starrt ins Wasser und wartet darauf, dass er wieder Fische sehen kann.

Reiher

Kolibris fliegen herum und ein hübscher kleiner Vogel mit gelbem Bauch, „banana-bird“ genannt, weil er gerne die Bananen anpickt. In dem Urwald immer wieder auch Kokospalmen, manche von ihnen von einem Schling/Klettergewächs fast schon erwürgt. Wir fahren in einen kleinen Seitenarm rein, und Alexis zeigt uns eine kleine schon etwas verfallene Hütte: hier wohnte die Hexe Calypso aus „Fluch der Karibik“. Der Fluss war perfekt für diesen Zweck, wild und urig, dabei auch sauber, ohne Plastikabfall. Die Dreharbeiten auf der Insel dauerten insgesamt acht Monate, die Inselbewohner haben in der Zeit ein bisschen was mit verdient, konnten die ausgebuchten Hotels beliefern, Ausflüge organisieren, mitarbeiten, mitfeiern. Sogar im nächsten Film, der zurzeit in Puerto Rico gedreht wird, sollen noch ein paar Szenen aus Dominica verwendet werden.

Calypso

Ein Steg kommt in Sicht, wir legen an, dahinter befindet sich eine Dschungel-Bar mit Bambusdach, umgeben von einem angelegten Garten mit Blumen, einem Baumhaus, kleinen Wegen, alles wuchert und wächst üppig. Einige Pflanzen kennen wir als Topfpflanzen aus deutschen Wohnzimmern, allerdings in sehr viel kleinerer Ausführung. Eine schöne und verwunschene Ecke, mit sehr gutem Kaffee und feinen Fruchtsäften. Überall fliegen kleine schwarze Vögel mit einem roten Fleck am Hals herum, nicht grösser als ein Spatz, ohne Scheu vor uns, picken alles an.

Wurzel2

Wir werden die Beiträge, die wir von unterwegs per Pactor an unseren Blog geschickt haben, nachträglich mit ein paar Fotos versehen, wie versprochen!

Wurzel1

Dominica

Die letzten Meilen hatten es noch einmal in sich. Eine Regenwolke jagte die andere, die Insel – nur noch wenige Meilen entfernt – verschwand immer wieder in der grauen Wolkenwand, Starkwindböen, Richtungswechsel von 180°, wir kamen mit den Segelmanövern kaum hinterher. Vom Regenguss patschnass, nach einer Viertelstunde Sonne fast wieder trocken, nächster Guss, wieder tropfte Hemd und Hose. Irgendwann macht Birgit uns eine Tasse heissen Kaffee, damit wir uns aufwärmen können. Karibik-Wetter?

Dann runden wir die Cabrits, nehmen die Segel weg und laufen in die Prince Rupert Bay ein. Wir suchen uns ein gut gelegenes Plätzchen und werfen den Anker. Angekommen. So richtig glauben können wir es noch gar nicht, dass es jetzt vorbei sein soll mit Schaukeln, Bordroutine, dem Alltag unserer letzten vier Wochen.

BretterBude

Der erste Trip an Land ein Kulturschock: Grün statt Blau, Menschen statt Einsamkeit auf See, laute karibische Musik, auf Schritt und Tritt werden wir angesprochen, ob wir etwas kaufen, etwas unternehemn wollen, wir wissen kaum wo uns der Kopf steht. Der erste Rum-Punsch am Strand mit Blick hinaus auf die Ankerbucht. Ist das alles wirklich?

GelberLaster

Dominica ist eine der ärmeren karibischen Inseln, der Tourismus ist die Haupt-Einnahmequelle, aber es gibt kaum Infrastruktur. Hotelanlagen fehlen, Restaurants gibt es nur sehr einfache. Internet haben wir noch nicht gefunden, deshalb können wir noch nicht per Skype telefonieren.

Waesche

In den nächsten Tagen werden wir Weihnachtseinkäufe auf dem Markt machen, es uns an Bord gut gehen lassen und unsere lange Arbeitsliste abarbeiten. Nach Weihnachten dann wollen wir anfangen, die Insel zu erkunden und Touren ins Landesinnere unternehmen.

Leadership

Wir wünschen euch allen Frohe Weihnachten, geruhsame Feiertage und einen guten Rutsch ins Neue Jahr!

Landfall

Am Ende geht dann doch alles recht schnell. Eben noch hungern wir uns bei Flaute Meile um mühevolle Meile dem Ziel entgegen. Die Tage fliessen ineinander, als gäbe es kein anderes Leben. Die Bordroutine – bei jedem wegen der unterschiedlichen Wachzeiten etwas anders – ist völlig eingespielt und hat viele gemeinsame Komponenten.

Sextant

Ein spätes Frühstück, wenn alle wieder wach sind. Ein paar Aufräumarbeiten oder kleinere Projekte, ab und zu eine Höhenmessung mit dem Sextanten, um in Übung zu bleiben, ab und zu ein paar Takte Gitarrenspiel. Dann die tägliche Kübeldusche hinten auf dem Fischbrett. Mittagessen, Mittagsschlaf. E-Mails und Wetter holen. Segelführung für die kommende Nacht vorbereiten. Sundowner an Deck, bis die Himmelsfarben von glühend rot sich zu violett abdunkeln. Dann Musik auflegen zum Abspülen. Wir spülen nur einmal am Tag, das spart Wasser, auch wenn je nach Seegang bisweilen 7-8 Arme nötig sind, um alles Geschirr gleichzeitig am davonrutschen zu hindern. Abendessen, aufräumen, ein Abendbierchen an
Deck. Dann übernimmt der Wachrythmus: Marianne bis Mitternacht, Birgit bis vier, Andreas bis acht. Da capo.

KuebelDusche

Tja, und statt ewig so weiterzugehen, springt der Meilenzähler heute beim Frühstück auf die Anzeige von Nachkommastellen um, denn vor dem Komma sind es nur noch zwei Ziffern. Jetzt bleiben noch 80sm, so dass wir in der Nacht damit rechnen können, Lichter der Inseln zu sehen. Aufregend.

FlaggeSetzen

Auch wenn ein bekanntes chinesisches Sprichwort besagt, dass selbst die längste Reise mit der letzten Meile endet, hier schon einmal eine vorläufige Bilanz bei 96,8%: knapp vier wunderschöne Wochen auf See, es hätte gerne so weitergehen können. Sechs stattliche Fische, ausreichend für 15 reichliche Fischmahlzeiten. Jetzt bleibt die Angel drin, denn wir freuen uns langsam auf gebratene tote Tiere mit Knochen statt Gräten. Zwei selbstgenähte Gastlandflaggen, selbst die komplizierte Flagge Dominicas ist fertiggenäht und -geklebt, nachdem wir per E-Mail herausbekommen haben, wie sie aussieht – Danke Kay. Außer ein paar durchgescheuerten Leinen keine Schäden, Muktuk hat sich vorzüglich bewährt und fühlt sich auf dem Atlantik sichtlich wohl. Wir auch.

Bonito

POS 16°22N 060°15W COG 225 SOG 4.8kn

there she blows

Montag Abend. Tagsüber waren wir recht ordentlich vorangekommen, der Meilenzähler war auf 420sm bis zum Ansteuerungspunkt im Norden Dominicas heruntergetackert. Schaffen wir die 400 noch vor Mitternacht? Mal sehen.

Doch dann ist der Wind mit einmal weg. Wir dümpeln am Abend, wir dümpeln in der Nacht. Die Segel bleiben gesetzt, weil wir auf den nächsten Hauch Wind warten, also schlagen die Segel und lassen uns nicht schlafen. Die Windsteuerung hat zu wenig Kraft, das Boot auf Kurs zu halten, die Segel stehen back. Der Autopilot wird eingeschaltet, aber auch der quirlt ohne Fahrt nur die Ruderblätter im Wasser herum. Das Schiff dreht Kreise.

MuktukVomWasser

Dienstag früh 410sm. Dienstag mittag 406sm. Fahrt 1kn, wahrschinlich das meiste davon Strömung, die uns gemächlich nach Westen setzt. Die Sonne knallt vom Himmel, wir legen Handtücher und Laken über die Luken, damit es unter Deck erträglich bleibt. Morgens gehen wir baden. Die See wird so glatt, dass sich die Wölkchen darin spiegeln. Leichte Wellen sind noch da, aber kein Windgekräusel. Ententeich.

WalVonOben

Am Nachmittag dann der Besuch. Erst ein heller Reflex unter Wasser, 20 Meter an steuerbord voraus, dann taucht er auf: ein kleiner, etwa 4 Meter langer Wal begeitet uns. Schwimmt träge vor unserem Bug hin und her, meist ein paar Meter unter Wasser, ab und zu taucht er prustend auf. Oben dunkel, fast schwarz, Bauchseite weiss, eine kleine Rückenflosse und eine schöne Fluke – wir wissen leider nicht, was für eine Sorte es ist.

Die Gelegenheit ist fast zu schön um wahr zu sein: kaum Fahrt durchs Wasser, ruhige See, Begleitwal – also schnell die Flossen, Schnorchel und Unterwasserkamera gepackt, Badeleiter runtergeklappt, Sicherungsleine ausgebracht und ab ins Wasser. Erst ich, dann Birgit gehen auf Tuchfühlung mit dem Wal. Bis auf ein paar Meter können wir heranschwimmen, bestaunen seine lässige Eleganz, mit der er sich durchs Wasser bewegt. Horizontal, dann wieder fast senkrecht stehend, dreht sich um seine Achse, taucht zum Luftholen auf. Wir können uns kaum sattsehen. So nah sind wir einem Wal noch nie gekommen, noch dazu in seinem eigenen Element.

WalVonUnten

Die 400sm haben wir dann erst am Dienstag Abend geknackt, und heute mittag waren es auch noch nicht viel weniger. Aber jetzt kommen uns die Batterien zu Hilfe. Die wollen nämlich dringend mal wieder richtig vollgeladen werden, deswegen müssen wir den Motor anwerfen, und – na ja – da unterbrechen wir das Dümpeln gerne mal für ein paar Stunden und machen ein paar Meilen unter Maschine.

PS: Hier die Liste der Kalauer, die es trotz großer Verlockung nicht in diesen Blogeintrag geschafft haben: Trotz mangelnder Walpflicht lag die Walbeteiligung bei 100%. Und bevor Capt’n Blaubär wieder mit seinen Lügengeschichten kommt: das Tier blieb freiwillig bei uns, Walbeobachter bestätigen, dass weder Walbetrug noch Walfälschung vorkamen, alle Walversprechen wurden eingelöst. Dann schwamm er fort in Richtung seiner Walheimat, wo er nun zusammen mit der ganzen Walverwandschaft in seiner Walkabine von den alten Zeiten plaudert, von der Zeit der Walkämpfe und vom Großvater, der jetzt in seiner Walurne ruht. Waleluja!

POS 17°40N 055°24W COG 255 SOG 5.6kn unter Maschine

10 Grad Backbord

Von wegen Flaute. Angesagt waren eigentlich 5kn Wind, also so gut wie nichts. In Wirklichkeit haben wir eine Phase recht unbeständigen Wetters. Mal ist wirklich Flaute, dann kommt wieder eine Wolkenwand, in der es auf 15kn auffrischt, Winddrehungen einmal rund um die Kompassrose, mal stehen die Segel, mal stehen sie back, dann flappen sie uns wieder um die Ohren. Kurskorrekturen alle halbe Stunde. Ganz gut, dass wir aus der transatlantischen Lethargie geweckt werden, wo wir Kurs und Segelstellung einmal einstellen und dann für drei Tage vergessen können.

Tja, und dann fing alles ganz harmlos an. Als Muktuk wieder einmal etwas anluvte, sagte Birgit – eher zum Spass – „dann fahren wir eben nach Dominica“. Marianne darauf „da war es auch wunderschön“. Und ich erinnerte mich auch, als ich vor 21 Jahren zum ersten und einzigen Mal in der Karibik war, dass mich die Natur Dominicas sehr beeindruckt hatte. Antigua, bisher als Ziel für den Landfall auserkoren, hatten wir ausgesucht, als wir noch keine klaren Vorstellungen von unserem Zeitplan und weiteren Vorhaben hatten. Mittlerweile wissen wir genaueres. Wenn wir uns genügend Zeit nehmen wollen, die Gegend ausgiebig geniessen zu können, können wir eigentlich nur zwei Inseln besuchen: die, zur der wir jetzt hinfahren und danach Guadeloupe, wo wir Anfang Februar Sigrid an Bord nehmen werden. Und wenn wir jetzt nach Antigua gehen, wird Dominica ausfallen müssen.

Nach ein paar Stunden Lektüre der Revierführer war unser Entschluss gefasst: wir ändern unseren Kurs 10 Grad nach Backbord und steuern die Nordspitze Dominicas an. Bye bye Antigua. Man soll ja flexibel bleiben. Einziger Wermutstropfen: vor Tagen schon habe ich mit viel Mühe und einigen Stunden Arbeit die Gastlandflagge Antiguas genäht. Das ist jetzt nicht nur umsonst, sondern ich muss für die Flagge Dominicas nocheinmal ran. Und die ist auch nicht einfach, mit mehrfarbigen Streifen, einem Wappen in der Mitte etc. Aber wenn das alles ist…

DominicaNaehen

FlaggeFertig

Letzte Neuigkeiten von der Fischereifront: wir wissen nicht, was das für ein Tier war, das gestern an der Angel hing. Sah irgendwie barschähnlich aus, war gerade eine reichliche Mahlzeit für drei und extrem wohlschmeckend. Jetzt hoffen wir auf Nachahmungstäter und haben den selben Köder wieder ausgelegt. Drückt uns die Daumen.

FischGebraten

POS 17°52N 053°43W COG 255 SOG 5.1kn

Badepause

Flaute

Gut 600 Seemeilen haben wir noch vor uns, aber die weren sich wohl noch etwas hinziehen. Die letzten Bananen gammeln vor sich hin, ein Fisch hat auch schon seit Tagen nicht mehr angebissen, und vor allem: der Wind ist so gut wie weg. Und wird die nächsten Tage laut Vorhersage auch nicht wiederkommen.

Die Etmale von 140sm sind definitiv vorbei, auch von 100sm pro Tag können wir erst einmal nur träumen. Wir sind froh, wenn genug Wind da ist, dass die Segel stehen und nicht flap-flap-flap uns um die Ohren schlagen. Wir nutzen die Flaute zum Auslüften des Bettzeugs, die Damen sonnenbaden an Deck, wir schauen uns gemeinsam die Sonnenuntergänge an, singen ein paar Lieder und planen die nächsten Mahlzeiten.

Heute haben wir die Segel für ein Stündchen ganz heruntergenommen und die Badesaison eröffnet. Schwimmen in einem der größten Swimmingpools der Welt, auf gut 5000 Meter Tiefe, da wo man nicht mehr stehen kann. Herrlich!

ImWasser

Da das bißchen Wind seit gestern querab einfällt, konnten wir endlich unser Lieblingssegel setzen, den Fisherman. Das ist ein trapezförmiges Segel, das zwischen den beiden Masten an zwei Fallen nach oben gezogen wird und einfach wunderschön aussieht. Erst mit dem Fisherman ist die Schonerbesegelung vollständig.

VorSonnenaufgang

Aber trotz der Flaute ist die Ankunft bis Wiehnachten vorläufig nicht gefährdet, und so werden wir auch die nächsten Tage versuchen, jeden Hauch einzufangen, zu lesen, zu warten und vom Wind zu träumen.

Pos 18°26N 051°02W COG 260 SOG 2.5kn

Mitten drin

RollingSea

Es wäre freilich stark verfrüht, jetzt schon ein Crewmitglied den Mast hinaufzuschicken, um nach Land Ausschau zu halten. Aber wenn, dann müsste der Blick nach vorne gerichtet sein, denn gestern hatten wir Bergfest. Von den anfänglichen 2512sm waren noch 1256sm bis nach Antigua übrig. Zur Feier des Tages gab es denn auch ein Frühstück mit Schinken und Melone. Leider hatte die Melone allerdings ihr persönliches Bergfest bereits vor einigen Tagen gehabt…

Zu einem Bergfest gehören natürlich auch Berge. Die haben wir im Moment auch ganz ordentlich, mit beizeiten 5 Metern Höhe rollen sie von hinten an. Schon ein majestätischer Anblick, wenn so ein Ding auf einen zukommt und man schon fast das Cockpit voll Wasser wähnt, und dann hebt die Muktuk elegant ihr Heck ein wenig an und lässt den Berg ungerührt unter sich hindurchziehen. Schon ein tolles Schiff. Dialog unter Deck, als mal wieder die Teller über den Tisch schlittern: „von wegen es wird ruhiger, es schaukelt mehr“ – „Na ja, weil es ruhiger wird, spürt man das Schaukeln jetzt stärker“

In den vergangenen Tagen waren wir vom Anglerglück verwöhnt. Zwei prächtige Goldmakrelen konnten wir an Deck ziehen, die zusammen für fünf üppige 3-Personen-Mahlzeiten gereicht haben. Um uns vom Eiweiss-Schock zu erholen, haben wir erst einmal eine Angelpause eingelegt. Im Moment wären die Wellen sowieso zu hoch, um zum Vergnügen auf dem Achterdeck herumzuturnen. Aber ab morgen versuchen wir es wieder. Drei Tage ohne Sushi sind genug.

Goldmakrele

Die Unkenrufer unter den Bananenstaudenexperten hatten übrigens recht. Die Bananen werden nicht von unten nach oben reif, und auch nicht von oben nach unten, sondern alle gleichzeitig. Nämlich jetzt. Wir haben hier also geschätzt 80, gefühlt 300 Bananen, die in den nächsten paar Tagen gegessen werden müssen. Unser Speiseplan: Bananen, Bananenmilch, Bananensuppe, Bananenpfannkuchen, Bananen-Fisch-Curry, Bananen im Speckmantel, Bananen im Schinkenmantel, gebackene Bananen, Bananenkuchen. Hat noch einer eine Idee? Außerdem ist der Stamm der Staude, an dem das ganze Ding hochgebunden ist, welk geworden, so dass die Staude jetzt nicht mehr ein paar cm über dem Deck hängt, sondern sie sitzt auf der unteren Lage Bananen. Der Haufen schrumpft also so oder so, durch Verbrauch oder Zusammensacken. Ein weiterer Eintrag auf der To-do-Liste: Bananenmatsch an Deck wegkratzen. Ob sich Kolumbus auch mit solchen Sachen herumschlagen musste?

wellen

Pos 20°35N 043°09W COG 268 SOG 5.6kn

Tropen 2.0

Tuepfelwolke

Da haben wir uns beim letzten Eintrag doch zu früh beschwert. Bis Montag hatten wir wohl nur den Prototyp Tropen 1.0. Mittlerweile ist die Nachfolgerversion eingetroffen und – wir müssen sagen – ein Riesenfortschritt.

Tropen 2.0 bietet tagsüber meist blauen Himmel, am Rand sehr hübsch garniert mit kleinen weißen Passatwölkchen. Die neue Version weist eine deutlich benutzerfreundlichere Meeresoberfläche auf – geringer Seegang, etwas schwächere Winde aus perfekter Richtung, so dass wir nun mit ausgebaumter Genua, Fock und Groß wie auf Schienen dahingleiten, wenn auch etwas langsamer. Dass das Schiff dabei natürlich trotzdem sanft von einer auf die andere Seite rollt, empfinden wir alle schon praktisch als Normalität. Hat es früher an Land wirklich nicht geschaukelt?

GlutRot

Besonders hervorzuheben sind die special effects: kleine Schwärme fliegender Fische, die etwa einen halben Meter über der Wasseroberfläche bestimmt 50 Meter weit segelfliegen, ihre Brustflossen dabei als Flügel einsetzend. Nachts sprangen zwei davon an Bord und landeten erst in der Reling, dann in der Pfanne. Sehr lecker. Der Fang größerer Fische ist noch in Arbeit.

FliegenderFisch

Ein wenig übertrieben haben die Designer von Tropen 2.0 allerdings beim Nachthimmel. Die Menge an Sternen und ihre Leuchtkraft ist etwas unglaubwürdig geraten. Aber wenn der bald volle Mond am Himmel steht, fällt das nicht so sehr auf. Angenehm kurze, aber intensive Regenschauer füllen unsere Teewasser-Vorräte mit kalkarmen Wasser auf. Auch die Bananen an unserer großen Staude lassen sich nicht lumpen und fangen an, gelb und schmackhaft zu werden.

Gitarre

Kurz und gut: es geht uns hervorragend.

So eine Art Tropen

Knuepfen

Seit vier Tagen sind wir jetzt offiziell in den Tropen (also südlicher als 23,5°N), so richtig merken wir aber noch nichts davon. Na ja, also warm ist es schon und bei der nahezu täglichen Kübeldusche auf dem Achterdeck ist das Wasser auch nicht mehr kalt. Aber tagsüber ist es oft bedeckt und nachts rauben uns Regenböen und Wolken mit Winddrehungen den Schlaf. Auf das ruhige Dahingleiten unter Sternenhimmel warten wir noch.

Wir haben mit unserer Abreise von den Kanaren ein gutes Timing gehabt. In der Woche danach hatten sie dort einen solchen Sturm, dass die Verbindungen zwischen den Inseln unterbrochen waren und Flugzeuge teils nicht mehr landen konnten. Da waren wir aber schon weg.

Die restlichen Ausläufer der Wellen aus diesem Sturmtief haben uns die letzten Tage ganz gut durchgeschaukelt, denn diese Dünung kommt aus Norden, während die Windsee (also die Wellen, die der aktuelle Wind produziert) aus Ostnordost kommt. Das ganze überlagert sich, nennt sich dann Kreuzsee und ist ein ziemlich lästiges Geschaukel. Aber jetzt ist die Dünung fast weg und es sollte wohl wirklich bald etwas ruhiger werden.

In der Zwischenzeit sind wir täglich mit kleineren und größeren Reparaturarbeiten beschäftigt: angefangen vom heruntergefallenen Mixer über den Watermaker (Seewasserentsalzer), Ruderhydraulik und Gasschlauch zum Herd. Gut dass wir auf der Werft unsere Muktuk so gut kennengelernt haben und wir bisher meistens (toi toi toi) wissen, was zu tun ist.

Das mit dem Gas war schon ein Hammer: wir haben ja in Galicien von einem EU-zertifizierten Gasfachmann alles neu verlegen und anschliessen lassen. Vorgestern hat dann aber erst Birgits Spürnase, dann auch der elektronische Gasalarm einen Gasaustritt am Herd signalisiert. Fehlerquelle: der Verbindungsschlauch zum Küchenherd bestand aus einem spiralverstärkten Metallrohr. Der Herd ist ja kardanisch aufgehängt und schwingt daher ständig. Nach ein paar Hundertausend Hin-und-Her-Biegungen (soll heissen: 8 Wochen auf See) war dieses Rohr an mehreren Stellen gebrochen und damit undicht. Das Ding ist damit komplett ungeeignet zum Einsatz an Bord, wir haben es ausgebaut und durch einen konventionellen Gasschlauch ersetzt, jetzt ist gastechnisch wieder Ruhe.

In diesem Sinne endet jetzt auch dieser Blog-Eintrag, denn das Abendessen ist fertig. Rindergulasch Wiener Art mit Kartoffeln und Salat.

Unsere Position: 21°06’N 029°57’W