Heute vor einer Woche haben wir in der Prince Rupert Bay, vor dem Örtchen Portsmouth, den Anker geworfen und manchmal kann ich es immer noch nicht glauben, dass wir wirklich in der Karibik angekommen sind. Das Wetter hat an den Weihnachtsfeiertagen auch nicht gerade dazu beigetragen: es hat geregnet und geregnet, mal feiner Sprühregen, mal Schauer, bei denen man innerhalb einer Minute völlig durchnässt war. Zwischendurch waren wir uns sicher, dass wir uns versegelt haben… Aber nun scheint seit gestern wieder ununterbrochen die Sonne und heute sind sogar die höheren Berge nicht mehr wolkenverhangen. Dieses intensive Grün ist beeindruckend.
Den Ort haben wir inzwischen schon etwas erkundet, uns mit den Menschen und der Stimmung vertraut gemacht. „Hello, how are you?“, „where are you guys from?“ werden wir sehr oft gefragt. Der Markt bietet einiges an frischem Obst und Gemüse, wir sind vor allem von den köstlichen Grapefruits angetan. Auch Gewürze, wie Zimtschalen, Muskatnüsse gibt es, dann Vieles, was wir noch nicht kennen und uns von Marianne zeigen lassen. Die Alternative zu den importierten Kartoffeln sind unterschiedliche Wurzeln, die ähnlich zubereitet werden können, und als Beilage zu Fisch und Fleisch dienen. Die Fischhalle ist meistens geschlossen, wenn aber ein Fischer mit seinem Fang hereinkommt, wird aufgesperrt, ein paar Mal in die Conch-Muschel geblasen, so dass alle in der Umgebung wissen, der Verkauf kann beginnen. Am Fischereisteg vor dem Markt gibt es eine Stelle, an der man nicht anlegen kann, denn darunter befindet sich im Wasser ein großer Käfig voller Langusten. Hierher kommen die Restaurantbesitzer und decken sich mit frischer Ware ein und auch wir konnten fürs Weihnachtsmenü zwei Stück erstehen. Gestern brachte ein Fischer neue Langusten, einige Säcke hob er aus dem Boot und daraus purzelten und krochen sie zu Dutzenden heraus, bevor sie in den Käfig geworfen wurden. Ein tolles Schauspiel!
Hier auf der Insel gibt es eine Gruppe von jungen Männern, die sich in einem Verein namens PAYS zusammen geschlossen haben. Sie teilen sich den Service für die ankommenden Segelyachten auf, so dass man immer einen festen Ansprechpartner hat. Sie organisieren Wasser von der Boje, Kontakte zu örtlichen Mechanikern für Reparaturen, sind zertifizierte Guides und bieten Ausflüge an und sorgen auch für die Sicherheit in der Bucht.
Für uns zuständig ist Alexis, mit ihm waren wir gestern auf dem Indian River unterwegs. Seit 1995 ist dieser Fluss ein Naturschutzgebiet, wird sehr sauber gehalten, und es darf nicht mehr geangelt werden. Durch den Regen der letzten Tage war das Wasser schlammig und aufgewühlt, sonst hätten wir sogar bis auf den Grund sehen und Fische beobachten können. Alexis schaltete den Motor aus, auch ein Zugeständnis an den Umweltschutz, setzte sich an den Bug und ruderte flussaufwärts und erzählte dabei viel, machte uns aufmerksam auf die einzelnen Tiere und Pflanzen: die Mangroven und die Blutbäume bilden am Ufer mit ihren Wurzeln eine wilde Landschaft, bei Regenzeit stehen sie unter Wasser, dazwischen huscht eine Krabbe in ihr Loch, rote Spinnenkrebse halten sich an den Wurzeln fest. Ein einsamer grauer Reiher starrt ins Wasser und wartet darauf, dass er wieder Fische sehen kann.
Kolibris fliegen herum und ein hübscher kleiner Vogel mit gelbem Bauch, „banana-bird“ genannt, weil er gerne die Bananen anpickt. In dem Urwald immer wieder auch Kokospalmen, manche von ihnen von einem Schling/Klettergewächs fast schon erwürgt. Wir fahren in einen kleinen Seitenarm rein, und Alexis zeigt uns eine kleine schon etwas verfallene Hütte: hier wohnte die Hexe Calypso aus „Fluch der Karibik“. Der Fluss war perfekt für diesen Zweck, wild und urig, dabei auch sauber, ohne Plastikabfall. Die Dreharbeiten auf der Insel dauerten insgesamt acht Monate, die Inselbewohner haben in der Zeit ein bisschen was mit verdient, konnten die ausgebuchten Hotels beliefern, Ausflüge organisieren, mitarbeiten, mitfeiern. Sogar im nächsten Film, der zurzeit in Puerto Rico gedreht wird, sollen noch ein paar Szenen aus Dominica verwendet werden.
Ein Steg kommt in Sicht, wir legen an, dahinter befindet sich eine Dschungel-Bar mit Bambusdach, umgeben von einem angelegten Garten mit Blumen, einem Baumhaus, kleinen Wegen, alles wuchert und wächst üppig. Einige Pflanzen kennen wir als Topfpflanzen aus deutschen Wohnzimmern, allerdings in sehr viel kleinerer Ausführung. Eine schöne und verwunschene Ecke, mit sehr gutem Kaffee und feinen Fruchtsäften. Überall fliegen kleine schwarze Vögel mit einem roten Fleck am Hals herum, nicht grösser als ein Spatz, ohne Scheu vor uns, picken alles an.
Wir werden die Beiträge, die wir von unterwegs per Pactor an unseren Blog geschickt haben, nachträglich mit ein paar Fotos versehen, wie versprochen!