Origami im Sandkasten

Unser letzter Eintrag hier endete ja mit gutem Wetter, und gutes Wetter auf der Werft heisst immer: den Projektplan umwerfen und das machen, was man nur bei gutem Wetter machen kann, z.B. sandstrahlen und streichen. In diesem Fall zwei Abteile, die nicht vom Bootsinneren, sondern nur direkt von aussen über eine Klappe zugänglich sind. Einmal ganz hinten (Achterlast), und einmal ganz vorn, noch vor der Ankerlast und wahlweise „front-front“ genannt (in Abgrenzung zur „front“, wo die Ankerkette drin ist) oder zwischen Birgit und mir „Kohlenkeller“, denn bestimmunsgemäß werden dort einmal unsere Brennstoffvorräte (Feuerholz oder eben Kohlen) lagern.

Also rostklopfen, sandstrahlen und streichen. Man muss sich das ungefähr vorstellen wie Yoga-Übungen im Kofferraum eines Kleinwagens, entweder im Sandsturm bei kompletter Körperverhüllung, oder im betörenden Geruch von Lösungsmitteldämpfen, um die uns mancher Junky beneiden würde. Ohne anatomische Faltkunst, abgesägte Pinselstiele und Streichen unter Spiegelkontrolle kommt man nicht weit.

Und wohlüberlegte Reihenfolge: erst hier, dann umdrehen, ein Fuss dorthin, dann kommt man in die Ecke… aber am Ende werden die noch nicht gestrichenen Standflächen knapp. Hoffentlich hat man sich den Rückzugsplan gut überlegt.

Nach einer Woche sind wir durch, haben jeweils drei Lagen Farbe auf wunderbar vorbereitetem Stahl. Der Regen kann wieder kommen (macht er auch prompt), und wir widmen uns weiter den Styroporplatten.

Derweil will der Schreiner unsere Wünsche für den Innenausbau wissen. Ach wie schön einfach war es doch, als wir die Muktuk gekauft haben! Sie stand da, war seetüchtig und sinnvoll eingerichtet und sah gemütlich aus. Die einzige Entscheidung, die wir treffen mussten, war die ziwschen „ja“ und „nein“. Aber jetzt? Soll die Bank vielleicht etwas höher? Die Spüle mehr nach rechts? Diese Klappe vielleicht größer? Welche Farbe soll hier hin? Der Schrank im Bad mit hellen oder dunklen Türen? Puhhh! Decision Overload Alarm.

Soviel zum Schiff. Am Wochenende haben unser NTSF Projekt fortgesetzt (never twice the same fish) und am Markt einen Fisch gekauft, den wir noch nicht kennen. Diesmal sollte er rot sein (endlich mal eine einfache Farb-Entscheidung), was die Vielfalt auf fünf Sorten reduziert hat. Die Auswahl fiel auf drei kleine Rotbarben, erstanden für stolze drei Euro. Muy rico!

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Ende nächster Woche geht es für sechs Wochen zurück nach Deutschland. Voraussichtlich zieht sich dieser Blog daher in den Herbstschlaf zurück. Am Schiff gehen die Arbeiten natürlich auch ohne uns weiter, so dass wir Anfang Dezember sicher wieder etwas zu berichten haben.

Wasser

In den letzten zwei Wochen haben wir Galicien schliesslich so erlebt, wie es im Prospekt stand: regnerisch, neblig, frisch. Und bei Regen reden wir nicht von irgend so einem Geriesel. Chubascos heissen die Dinger hier, eine Kreuzung aus Schauer und Wolkenbruch. Soll heissen, es regnet zwar nicht ununterbrochen, aber wenn, dann schüttet es aus Eimern. Und natürlich in Eimer, Schubkarren, Farbwannen und was sonst so herumsteht.

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Unsere Spezialisten von der Werft hatten ja viele lange sonnige Wochen Zeit gehabt, die Luken wieder einzubauen. Als das schlechte Wetter dann angesagt war, haben sie endlich damit angefangen, und versprochen, es noch an diesem Abend fertigzumachen. Dann fing es aber zu regnen an, und da haben sie lieber aufgehört. Als wir am nächsten Morgen zurückkamen, hatten wir die Bescherung: sieben Eimer voll Wasser haben wir aus den Bilgen gesammelt. Ist ja noch nicht viel drin, was nasswerden könnte, aber trotzdem… Und wieder ein halber Tag Arbeitszeit weg, der eigentlich für die Isolation vorgesehen war.

Weil wir ja auch noch kein Niedergangsluk haben (des Schreiners erstes Werk, aber noch nicht fertig), haben über dem Achterschiff ein Zelt aus Plastikplanen errichtet, von dem wir jeden Abend hoffen, dass es am nächsten Morgen noch steht. Wenn es tags tüchtig weht, flattert das Plastik lautstark und wir fühlen uns an schlagende Segel erinnert. Nur mit dem „fall‘ mal ein paar Grad ab“ tun wir uns im Moment etwas schwer.

Das nächste Malheur haben wir Schildbürger uns selbst zuzuschreiben: unser Isoliermaterial lagerte brav unterm Schiff, bis es eines Nachts so geblasen hat, dass die Platikfolie aufriss, die die Platten zusammengehalten hat. In Folge machten sich dann zwei Dutzend Styroporplatten im Format 250 x 70 cm auf den Weg quer durchs Werftgelände, wo wir sie dann am nächsten Morgen einsammeln konnten. Zum Glück gab es aber kaum Bruch.

Die neue Grundverkabeung ist nun fertig und sehr solide ausgefallen. Zwei dicke Kabel mit je 100 mm2 ziehen sich als „Backbone“ einmal längs durchs Schiff, daran können wir vorne, in der Mitte und hinten nach Belieben Verbraucher und Stromquellen anschliessen, ohne uns über Leitungsverluste gross Gedanken machen zu müssen.

Und seit vorgestern ist auch der Sommer wieder zurückgekehrt. Auf der Werft haben wir das schöne Wetter genutzt, um unseren ganzen Krempel aus dem Container zu räumen, auszumisten und den Restbestand zu sortieren. Es ist aber noch immer eine Unmenge Zeug…

muell

Und am Wochenende gab es einen langen Strandspaziergang samt ausgiebigem Meeresbad:

dorner

reusen

steine